Die St.Galler Erklärung


 

Als Grundlage für das friedliche Zusammenleben und nebeneinander der unter- schiedlichen Religionen haben sich die Landeskirchen und Glaubensgemeinschaften im Jahre 2005 auf eine gemeinsame Charta geeinigt. Der interreligiöse Bettag St.Gallen steht im Sinne und Geist dieser Erklärung.

 

Die St.Galler Erklärung wurde unterzeichnet von:

  • Kathrin Hilber, damaligen Regierungsrätin, Vorsteherin des Departementes des Innern des Kantons St.Gallen
  • Hubert Schlegel, damaliger Stadtrat, Direktion Soziales und Sicherheit der Stadt St.Gallen
  • Dr. Ivo Fürer, damaliger Bischof von St.Gallen
  • Pfr. Dr. Dölf Weder, Kirchenratspräsident, Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.Gallen
  • Dr. Hisham Maizar, Präsident Dachverband Islamischer Gemeinden der Ostschweiz und des Fürstentums Liechtenstein

 


 

 

Wortlaut der St.Galler Erklärung:

 

1. Wir stellen fest:

 

Heute leben im Kanton St. Gallen Mitglieder verschiedener Religionen und Konfessionen: Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und andere. Eine beachtliche Zahl von Menschen fühlt sich keiner Religion verpflichtet. Viele Angehörige nichtchristlicher Religionen sind Ausländerinnen und Ausländer.

 

Das Zusammenleben in dieser Vielfalt ist nicht immer leicht. Viele empfinden es als Bedrohung. Das nehmen wir ernst. Das Vertraute will geschützt und das Fremde anerkannt werden. Beides ist berechtigt. In allen Religionsgemeinschaften gibt es Ängste und Vorurteile, deren Wurzeln oft in eine belastete Geschichte zurückreichen.

 

 

 

2. Wir verpflichten uns:

 

a) Wir verzichten darauf, über Menschen andern Glaubens Pauschalurteile zu fällen. Sie sollen ihrem Glauben treu sein und sich verändern dürfen. Wir sind offen dafür, dass Religionsgemeinschaften im Gespräch und im Zusammenleben miteinander Wahrheit entdecken, teilen, weitergeben und empfangen.

 

 

b) Wir glauben, dass Gott alle achtet, die ihn ernsthaft anrufen, auch wenn Menschen ihn unterschiedlich nennen und ehren. Darum bejahen wir das Gebet verschiedener Religionen in gemeinsamen Feiern und achten darauf, dass Unterschiede nicht verwischt, sondern verständlich gemacht werden.

 

c) Wir treten ein für die Menschenrechte aller. Die Berufung auf Gott und auf Religion verpflichtet uns in besonderer Weise, die Menschenrechte einzuhalten und zu schützen. Unsere spezielle Aufmerksamkeit gilt der Gleichberechtigung der Frauen.

 

d) Wir lassen uns vom Grundsatz leiten, dass die Unterschiede unter den Menschen, die es gibt und die es braucht, benannt werden dürfen, aber dass sie relativ sind. Wir sind alle Gottes Geschöpfe. Wir fördern darum eine Kultur der Vielfalt. Wir suchen unsere religiöse und kulturelle Identität nicht durch Abschottung oder Ausgrenzung zu wahren, sondern wir wollen sie in ein dialogisches Zusammenleben einbringen. Wir setzen uns ein für eine vielfältige, aber bestmöglich integrierte Gesellschaft auf der Basis grundlegender humanitärer Werte und demokratischer Rechtsstaatlichkeit.

 

e) Wir erleben Radikalismus und Fundamentalismus, in welcher Religion sie auch gelebt werden, als intolerante Glaubensformen, die Hass und Angst säen und Gewalt erzeugen. Wir distanzieren uns von jeglichem Extremismus, der Menschen mit andern Auffassungen bedroht, verurteilt oder bekämpft. Weil unsere Religionen uns zu Toleranz und Frieden verpflichten, suchen wir beharrlich und geduldig das interreligiöse Gespräch und Zusammenleben.

 

 

St. Gallen, den 10. September 2005

....................................................

Anmeldung zur interreligiösen Feier und

Unterzeichnung der "St.Galler Erklärung"

vom 15.9.2013

 


Download
Unterzeichnung der St.Galler Erklärung duch Neuapostolische Kirche
Geleitworte von Bezirksvorstand Dr. Markus Zeller bei der Unterzeichnung der "St.Galler Erklärung" durch die Neuapostolische Kirche.
Ansprache Interreligiöse Feier auf dem
Adobe Acrobat Dokument 68.2 KB